Published in German by Der Freitag
On September 12, 2012
In June rain (Morning of wrath in the German translation) the story begins at school. The director of the school gathers the students and tells them that all the boys should go home. Maronite students were taught together with Muslims and Syrian Orthodox Christians for a common future in Lebanon…
One day earlier, a shootout took place in the church of the neighboring village of Burj al-Hajj, between the two warring families of Barka. Twenty people died – this is the first highlight on the way to the Lebanese civil war.
The carnage in the church of Burj al-Hajj, evokes one that had really occurred in Miziara, on June 16th of 1957. The story that Jabbour Douaihy tells using his narrator Elijah al-Kfûri is, however fictional. Elijah, who was one of the boys gathered, is an American exile come back to Barka. He remembers the events of that time and wants to know what really happened in the Church of Burj al-Hajj, where his father was shot dead.
But no one in the village wants to really give him any information. The survivors speak of generalities or give him conflicting versions of what happened. “People talk, just as they please,” says Kamleh, Elias’ mother, “you will not obtain anything for them, they will lie to you. Anyone who has lost a relative up there, tries to make a hero out of him… And who was himself up there and has flown the coop, does not know what to say, they rather remain silent.”
Root-free man
But Elijah does not give up. An omniscient narrator adds an external perspective, in italicized passages. The general background of the events is explained. Gradually, a picture of the place and its inhabitants emerges in the reader’s consciousness. The truth remains fragmentary, but the living conditions in rural Lebanon becomes clearer.
Undeniably, it is the pernicious role of the family and clan that lead the way to civil war in the seventies… About someone who turns against the family, it is said that “she regarded him as a communist or a mason, and wondered how it was possible to deny one’s own family.” At the end the ones who wanted to live differently, saw in migration the only possibility, as far as possible.
Jabbour Douaihy also belongs to such a family. He grew up as part of one of the two warring clans in Zgharta, the model for Barka. Nevertheless Douaihy has remained during the Civil War. Accordingly, he describes in his exiled Elijah, as rootless people his countless friends constantly telling tall tales about their new home.
Although June rain has a few lengths, it is an exciting, successful literary novel. In some ways it’s a coming of age novel from the Middle East, one that leaves no doubt about the central role of family militant organizations in the Lebanese civil war. Shortly after the shooting in the church of Burj al-Hajj the rumor was that there were foreigners among the dead. But Kâmleh says: “We kill, but not strangers. We kill our cousins.” The contradictions that arise for Elijah are not resolved. At the end he has no choice but to leave his country and his family again, with all the difficulties that arise from this break with his origins and past.
Photo credit: Joseph Eid, Getty images, published by Der Freitag
The translation is approximate, using Google translate.
Original article below.
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Im Klammergriff der Großfamilie
Libanon „Morgen des Zorns“ von Jabbour Douaihy ist ein Entwicklungsroman aus dem Nahen Osten. Spannend
Der Roman Morgen des Zorns beginnt in der Schule. Der Direktor des Gymnasiums kommt in die Klasse und sagt, dass alle Jungen aus dem Dorf Barka nach Hause gebracht werden. Maronitische Schüler, die gemeinsam mit Moslems und syrisch-orthodoxen Christen für eine gemeinsame Zukunft im Libanon unterrichtet wurden. Eine Zukunft, die zu diesem Zeitpunkt unter den Maroniten bereits zerbrochen war. Einen Tag zuvor hatte es unter den beiden verfeindeten Familien von Barka in der Kirche des Nachbarortes Burdsch al-Hadsch eine Schießerei gegeben. Zwanzig Menschen starben – ein erster Höhepunkt auf dem Weg zum libanesischen Bürgerkrieg.
Das Blutbad in der Kirche von Burdsch al-Hadsch, das eigentlich Miziara heißt, hat am 16. Juni 1957 tatsächlich stattgefunden. Die Geschichte, die der in Beirut lebende Jabbour Douaihy mithilfe seines Erzählers Elia al-Kfûri in Morgen des Zorns erzählt, ist dagegen fiktiv. Elia, der einer der Jungen im Internat gewesen ist, kehrt aus dem amerikanischen Exil nach Barka zurück. Er erinnert sich an die damaligen Ereignisse und will wissen, was wirklich in der Kirche von Burdsch al-Hadsch geschehen ist. Denn auch sein Vater war damals erschossen worden.
Doch niemand im Dorf will ihm wirklich Auskunft geben. Die Überlebenden äußern Allgemeinheiten oder tischen ihm widersprüchliche Versionen der Geschehnisse auf. „Die Leute reden, wie es ihnen gerade gefällt“, sagt Elias Mutter Kâmleh, „du wirst nichts erreichen bei ihnen, sie werden dich belügen. Wer einen Verwandten oben verloren hat, versucht einen Helden aus ihm zu machen, der den Preis für seine aufrechte Haltung bezahlt hat. Und wer selbst oben war und sich aus dem Staub gemacht hat, weiß nicht, was er sagen soll, der schweigt lieber.“
Wurzelloser Mensch
Aber Elia gibt nicht auf. Ein allwissender Erzähler fügt eine Außenperspektive hinzu, in kursiv gesetzten Passagen wird der allgemeine Hintergrund der Ereignisse erklärt. Nach und nach entsteht so im Bewusstsein des Lesers ein Bild des Ortes und seiner Bewohner, das zwar fragmentarisch bleibt, aber der Wahrheit über die Verhältnisse im ländlichen Libanon ein Stück weit näher kommt.
Unbestritten ist dabei die unheilvolle Rolle der Familien und Clans auf dem Weg zum Bürgerkrieg in den siebziger Jahren. Dabei hatte man früher sogar untereinander geheiratet und Freundschaften geschlossen. Aber dann wurde die fremde Familie zum potenziellen Feind, und stand man unter dem Druck der eigenen. Stellte sich jemand gegen die Familie, „dann betrachteten sie ihn als Kommunisten oder als Freimaurer und fragten sich, wie es möglich sei, die eigene Familie zu verleugnen.“ Am Ende hatten viele, die anders leben wollten, nur die Möglichkeit zu emigrieren, und zwar möglichst weit weg.
Auch Jabbour Douaihy gehört einer solchen Familie an. Aufgewachsen ist er in dem von zwei verfeindeten Familienclans bewohnten Zgharta, dem Vorbild für Barka. Trotzdem ist Douaihy auch während des Bürgerkrieges geblieben. Entsprechend beschreibt er seinen Elia im Exil als wurzellosen Menschen, der seinen zahllosen Freundinnen immer neue Lügengeschichten über seine Herkunft erzählt.
Auch wenn Morgen des Zorns ein paar Längen hat, ist es ein spannender, literarisch gelungener Roman. In gewisser Weise ist es ein Entwicklungsroman aus dem Nahen Osten, einer, der keinen Zweifel an der zentralen Rolle der militanten Familienverbände im libanesischen Bürgerkrieg lässt. Als kurz nach der Schießerei in der Kirche von Burdsch al-Hadsch das Gerücht umgeht, es seien nur Fremde unter den Toten, sagt Kâmleh: „Wir töten doch keine Fremden, wir töten unsere Vettern.“ Die Widersprüche, die sich für Elia daraus ergeben, werden nicht aufgelöst. Am Ende bleibt ihm nichts anderes übrig, als sein Land und seine Familie wieder zu verlassen, mit allen Schwierigkeiten, die sich durch diesen Bruch mit seiner Herkunft und Vergangenheit ergeben.